(Zu)hören in schwierigen Zeiten
Fundgrube (ds): Frau Hahn, Sie haben Beileger in dieser Ausgabe der Fundgrube, auf denen ein falsches Datum steht. Wie kam es denn dazu?
Ulrike Hahn: Nun, wir hatten die 40.000 Flyer schon sehr früh drucken lassen, sie sollten Anfang April in der Fundgrube beiliegen. Die Gutscheine auf den Flyern sind bis 30. April gültig, das hätte perfekt gepasst. Dann kam Corona, die Fundgrube wurde verschoben, wir hatten Ausfälle im Team und der ganze Zeitpunkt war für uns extrem ungünstig. Inzwischen passt es wieder gut – aber jetzt ist das Datum auf den Gutscheinen bereits verstrichen. Ich denke allerdings, dass alle Leser Verständnis haben, dass wir nicht 40.000 Flyer einfach wegwerfen wollten. Stattdessen verlängern wir die Gültigkeit der Gutscheine bis zum 12. Juni 2020. Also lassen Sie sich von dem falschen Datum bitte einfach nicht stören.
Fundgrube: Das ist natürlich ganz klar die bessere Lösung! Sie haben Ausfälle im Team erwähnt. Das klingt so, als würde die Corona-Zeit bei Ihnen nicht ganz unkompliziert verlaufen?
Ulrike Hahn: Das kann man wohl sagen. Einer meiner vier Mitarbeiter wurde positiv auf Corona getestet. Es geht ihm gut, aber er muss nun schon die sechste Woche in Quarantäne bleiben und immer wieder auf neue Testergebnisse warten. Zwei weitere Mitarbeiter mussten ebenfalls zwei Wochen in Quarantäne, weil sie mit dem erkrankten Kollegen zusammengearbeitet hatten. So waren wir zwei Wochen lang nur zu zweit im Geschäft.
Fundgrube: Und trotzdem hatten und haben Sie die ganze Zeit offen?
Ulrike Hahn: Ja. Wir hatten auch in der schwierigsten Zeit jeden Tag für unsere Kunden geöffnet. Ich bin seit 1997 selbstständig und führe mein Fachgeschäft in Kitzingen. In all den Jahren gab es nur einen Tag, an dem wir den Laden komplett geschlossen hatten, das war der Tag, an dem mein Vater beerdigt wurde. Mein Vater hat das Unternehmen in den ersten Jahren mit mir aufgebaut, deshalb wollte die ganze Belegschaft ihm die letzte Ehre erweisen.
Ich bin sehr stolz darauf, dass wir ansonsten und auch jetzt, während der Corona-Krise, immer für unsere Kunden da sein können und ihnen im Notfall Montag bis Freitag zuverlässig mit Fachpersonal zur Seite stehen, denn das ist mir ein wirklich großes Anliegen.
Fundgrube: Sind Hörakustiker denn so wichtig, dass Sie während des Corona-Lockdowns geöffnet haben durften?
Ulrike Hahn: Hörakustiker zählen zu den systemrelevanten Berufen. Menschen mit Hörproblemen sind schließlich darauf angewiesen, dass ihre Hörsysteme funktionieren. Und gerade jetzt, in Zeiten der räumlichen Trennung, wo wir einige unserer Liebsten nicht sehen dürfen, ist es doch umso wichtiger, dass wir uns hören und gut verstehen können – am Telefon, beim Gespräch am Gartenzaun oder vom Balkon herunter. Auch Fernseher und Radio will man verstehen … und trotzdem das klingelnde Telefon hören. Stellen Sie sich vor, Sie rufen bei einer älteren Person an und diese geht nicht ans Telefon – da macht man sich ja auch Sorgen.
Fundgrube: Hatten Sie denn auch schon besondere Fälle in der Corona-Zeit?
Ulrike Hahn: Ja. Mittlerweile haben sich bei uns schon einige verzweifelte Kunden gemeldet, die durch das Tragen der neuen Nasen-Mundschutz-Masken ihr Hörgerät verloren haben. Beim Entfernen der Gummibänder hinter der Ohrmuschel kann man sich das Gerät leicht mit herunterreißen, und da die modernen Hörgeräte so schön klein und leicht sind, fällt der Verlust oft leider nicht sofort auf.
Fundgrube: Gibt es eine Chance, das Gerät wiederzubekommen?
Ulrike Hahn: Glücklicherweise haben alle Hörsysteme eine Seriennummer und können mit etwas Aufwand auch im Zeitalter des sensiblen Datenschutzes wieder ihrem rechtmäßigen Besitzer zugeordnet werden. Wenn Sie also ein herrenloses Hörgerät auf dem Boden finden, bringen Sie es bitte zu uns oder einem anderen Hörakustiker – Sie leisten damit jemandem eine große Hilfe.
Fundgrube: Welche Sicherheitsvorkehrungen treffen Sie momentan wegen Corona?
Ulrike Hahn: Wir arbeiten in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin in zwei getrennten Teams, damit wir unseren Kunden weiterhin zuverlässig mit unserem Service zur Verfügung stehen. Für alle Menschen, die noch nicht raus wollen oder können, weil sie zur Risikogruppe gehören, bieten wir jetzt verstärkt unsere Hausbesuche an, natürlich unter genauester Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen. Denn, wie gesagt: Nichts mehr zu verstehen bedeutet zu vereinsamen. Und zumindest dagegen können wir Abhilfe schaffen und somit dabei helfen, ein Stück Normalität zu bewahren. Rufen Sie uns einfach an – wir freuen uns sehr über jeden neuen Kunden.